
In der Zeit zwischen 1350 und 1500 entstanden in Westeuropa unterschiedliche neue Frömmigkeitsströmungen, als deren bekannteste die niederländische ›Devotio moderna‹ gilt. Zu deren Merkmale werden die Bekehrung des Einzelnen und das Bemühen um eine moralische Lebensführung gezählt. Zwischen Hussitismus und Reformation deutete die Forschung dies lange Zeit als Reaktion einer städtischen Laienelite auf die spätscholastische Theologie. Die Vorlesung nimmt die spätmittelalterliche Frömmigkeit als religiöse Alltagsgeschichte in den Blick und versucht, sie in ihren historischen Kontexten, in ihren theologischen Eigenlogiken und ihren europäischen Dimensionen zu rekonstruieren und sie so aus den (Fehl-)Deutungen späterer Generationen herausgelöst nachvollziehbar zu machen. Besonders die interdisziplinäre Einbeziehung aktueller Forschungen der Liturgie-, Musik- und Kunstgeschichte werden dabei Berücksichtigung finden.