
Niemals war die Apostelgeschichte aktueller als heute: Sie findet auf einem postmodern anmutenden Markt der religiösen Möglichkeiten in der pluralen Welt einer paganen Gesellschaft statt. Lukas inszeniert die Reise des Evangeliums durch diese Welt mit Motiven der Abenteuerromane seiner Zeit: Exoten, Verschwörer und Magier, Gerichtsprozesse, Fluchtszenen und Schiffbruch, Wunderwettbewerbe und Wahrsagegeister, Ganoven, die dramatisch sterben, und Helden, die es wider Erwarten nicht tun, Insulaner am Lagerfeuer und eine Märchenprinzessin, die zum ersten Mal von Christus hört. Stoff genug, um Menschen zu fesseln. Graumäusig ist das Evangelium jedenfalls nicht. Lukas gibt den bunten Szenen aber eine christologische Mitte: Christen reisen auch auf abenteuerlichen Pfaden – wie zu Emmaus: von Christus unsichtbar begleitet, die Heilige Schrift verstehend, das Brot brechend, das Herz brennend. Die Vorlesung ordnet die Apostelgeschichte in die zeitgenössische Erzählliteratur ein und zeichnet die Wege des Evangeliums durch die reichsrömische Kultur in ausgewählten Szenen nach. Die Theologie, die sie zu erschließen sucht, will sie nicht von außen herantragen, sondern in der erzählten Welt selbst entdecken.