
Der Nationalsozialismus und die Geschichte der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik gehören zum zentralen Aufgabengebiet der Zeitgeschichtsforschung. Die Erforschung von Struktur und Weltanschauung der Diktatur, von Massenverbrechen und Genozid bildeten immer wieder den Ausgangspunkt vergangenheitspolitischer Debatten und den Anlass demokratischer Selbstvergewisserung. Doch wie haben sich Forschungskonjunkturen, Analysen und Interpretationsansätze im Laufe der Jahrzehnte verändert, und wo gibt es aktuell Forschungsbedarf oder Kontroversen?
Dabei ist die knappe Epoche von lediglich 12 Jahren mit Vor- und Nachgeschichte weiterhin Gegenstand intensiver Forschungsanstrengungen, Überblicks- und Detailstudien füllen Bibliotheken. Zugleich existiert eine deutliche Diskrepanz zwischen der hohen Intensität und Differenziertheit der Spezialforschung und dem allgemeinen Wissenstand über Diktatur, Krieg und Holocaust, gerade auch unter jüngeren Menschen.
Angesichts der aktuellen Verharmlosungs- und Verfälschungsversuche durch rechtspopulistische Akteurinnen und Akteure liefert die Vorlesung zunächst einen Überblick über den Nationalsozialismus, seine Vor- und Nachgeschichte und legt so eine Grundlage gesicherten historischen Wissens. Hierzu werden insbesondere Politik-, Sozial- und Ideologiegeschichte des NS-Regimes betrachtet. Darauf aufbauend werden historische und aktuelle Forschungskontroversen untersucht, um so Stationen der zivilgesellschaftlichen Selbstvergewisserung in der Bundesrepublik nachzuzeichnen und Folgerungen für die Gegenwart zu ziehen.