
Die Kategorien „westliche“ oder „europäische Musikgeschichte“ (früher auch „abendländische Musikgeschichte“) sind allgegenwärtig. Inwiefern sich geographische oder politische Einteilungen auf überregionaler Ebene in der Musik niederschlagen und zu klar abtrennbaren, zusammenhängenden Einheiten führen sollten, ist allerdings nicht selbsterklärend. Jüngere Forschungen weisen wieder verstärkt auf die fortwährende Bedeutung und Durchlässigkeit gegenüber externen Einflüsse hin.
Im Seminar soll daher die lange Geschichte der Beschäftigung mit als fremd wahrgenommener Musik in Europa in den Fokus gerückt werden. Von älteren musikalischen Phänomenen wie Moreschen, den iberischen und ibero-amerikanischen „Villancicos de Negro“ des Barock zu „Türkenoper", Exotismus/Orientalismus oder der Rezeption asiatischer Musik im 20. Jh. Auch sollen umgekehrt Funktionen der globalen Adaption "westlicher Musik" in ausgewählten Fallstudien untersucht werden.
Schließlich wird auch der Frage nachgegangen, wann und unter welchen Vorzeichen die Vorstellung einer gesamt-europäischen Musik erstmals nachweisbar ist.