Wie politisch ist die Religion? Wie religiös ist die Politik? Lassen sich Staat und Religion klar voneinander trennen? Welche Rolle spielen beide Seiten für den grundsätzlichen Anspruch auf „Politische Gerechtigkeit“ (O. Höffe). Dass sich beide zumindest institutionell klar unterscheiden lassen, gehört zu den wesentlichen Voraussetzungen liberaler Demokratien. Die Idee eines säkularen Staates setzt voraus, dass die Einheit eines Staates mit einer Mehrzahl nebeneinander stehender Religionen in seiner Bevölkerung vereinbar ist. Insofern aber auch die Politik auf Fragen grundsätzlicher Werte und damit den Bereich von „Ideen guten Lebens“ ausgreift und Religion ihrerseits Anspruch darauf erhebt, zu prägen, wie Menschen ihr Zusammenleben gestalten, stellen beide auch nicht einfach voneinander losgelöste Sphären dar.
Vor diesem Hintergrund wird die Vorlesung Grundfragen des Verhältnisses von Politik und Religion behandeln. Dafür werden zum einen wichtige Stationen „Politischer Theologie“ in der europäischen Entwicklung von römischer Antike über den Beginn der Moderne bis hin zur Gegenwart beleuchtet. Zum anderen werden am Beispiel der „Toleranz“ aktuelle Diskussionen um Fragen der Religion im öffentlichen Raum behandelt, um aufzuzeigen, wie das Wechselverhältnis von Politischem und Religiösem heute konstruktiv gestaltet werden kann.