Das Weihnachtsoratorium (BWV 248) von Johann Sebastian Bach zählt heute zu den bekanntesten und beliebtesten Werken dieses Komponisten. Geschrieben für die Weihnachtsfeierlichkeiten des Jahres 1734 in der Leipziger Nikolaikirche, besteht das Oratorium aus sechs Kantaten von jeweils einer halben Stunde Dauer, die an jedem der sechs christlichen Festtage zwischen dem ersten Weihnachtstag am 25. Dezember und dem Dreikönigstag am 6. Januar aufgeführt wurden. Wie im 18. Jahrhundert üblich, hat Bach sein groß angelegtes Werk dabei nicht komplett neu komponiert, sondern früher entstandene Stücke recycelt – etwa indem er sie mit einem anderen Text versah. Knapp ein Drittel der Stücke stammt ursprünglich aus anderen Zusammenhängen.
Ziel dieser Lehrveranstaltung ist, das Weihnachtsoratorium musikanalytisch zu betrachten sowie es in seinem kulturellen Umfeld zu verorten. Dazu sollen nicht nur die verschiedenen musikalischen Gattungen, die in einem Oratorium gehören, kennengelernt werden, sondern auch originale Quellen studiert, die Technik der Kontrafaktur besprochen und Bachs Verständnis von Theologie nachgespürt werden.