Groß, fromm, kahl, dick, blind, stammelnd, einfältig – deutsch, französisch…? Mit diesen und noch mehr Beinamen und Attributen sind männliche Angehörige des erweiterten Familienkonglomerats der Karolinger verbunden worden. Sie sollen Europa geformt haben, sie schrieben Kapitularien, zogen von Pfalz zu Pfalz, entsandten Boten, gründeten Klöster, förderten Gelehrte, lebten in Polygamie, Kalifen schenkten ihnen Elefanten. Ihre Dynastie steht für ein Großreich, das den Aufbruch in ein christlich geprägtes europäisches Mittelalter eingeläutet habe. Insbesondere Karl der Große ist je nach Sichtweise als „Vater Europas“ oder „Heiliger Barbar“ noch immer eine prägende Figur, ein Erinnerungsort. Wie können wir heute diese prominente Dynastie in der Welt des Frühmittelalters verorten und ihre nachhaltige Bedeutung verstehen? Die Vorlesung gibt einen Überblick im Spiegel der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, unter Berücksichtigung von Themen wie Herrschaft, Familie, Wirtschaft, Politik, Kirche und Papsttum, Kunst und Kultur, auch der so genannten Karolingischen Renaissance.