Die Vorlesung nimmt Verfahren des realistischen Schreibens und Erzählens in den festlandskandinavischen Literaturen zwischen 1815 und 1914 in den Blick. In den erfassten gut 100 Jahren differenzieren sich unterschiedliche Realismen in den skandinavischen Literaturen aus, die abseits einer generellen Hinwendung zum Alltag und zur ‚Wirklichkeit‘ (sowie häufig eines Hangs zur erzählerischen Geschlossenheit sowie einfachen Rezipierbarkeit) programmatisch recht unterschiedlich sind. Sie reichen, um nur einige grobe Markierungen zu setzen, von einem Poetischen Realismus des frühen 19. Jahrhunderts über den kritischen Sozialrealismus/Naturalismus des modernen Durchbruchs bis zum Beginn der Klassischen Moderne und ihrem emphatischen Bekenntnis zu einem ‚neuen‘ Realismus. Eine Anlehnung an eine formalistisch-strukturalistische Tradition, die nach den Verfahren realistischen Schreibens fragt, soll in der Vorlesung einen Textzugang schaffen, der die so naheliegende Annäherung an realistische Literatur über inhaltliche und/oder historische Fragen ergänzt, und zugleich Spannungen zwischen den unterschiedlichen Realismus-Programmatiken sichtbar werden lässt.