Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Kipppunkte im globalen Wasserhauhalt sind Indizien für ein neue erdgeschichtliche Epoche, in der der Mensch zum „Ingenieur des Erdsystems“ geworden ist. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind mit der nötigen „Großen Transformation“ im Anspruch der 2015 beschlossenen „Sustainable Development Goals“ radikal überfordert. So brechen Grundsatzdebatten über das Naturverhältnis der „expansiven Moderne“, ökologische, globale und intergenerationelle Gerechtigkeit sowie den Stellenwert kosmopolitischer Ideale angesichts verschärfter Verteilungskämpfe auf. Auch die Religionen und Kirchen sind herausgefordert, ihr Naturverhältnis zu überdenken. Mit „Laudato si‘“, der ersten Umweltenzyklika (2015), und „Laudate Dominum“, dem Apostolischen Schreiben zum Klimawandel (2023), hat sich die katholische Kirche intensiv in die Debatte eingemischt.
Gegenstand der Vorlesung sind u.a.: Diagnosen zur ökologischen Lage der Welt; die neue erdgeschichtliche Epoche des „Anthropozän“: empirische Grundlagen und philosophische Kritik; Begründungsmodelle der Umweltethik; die normative Logik der Nachhaltigkeit und die häufigsten moraltheoretischen Kurzschlüsse der Debatte; Resilienz und Risikoethik; Humanökologie und Schöpfungsspiritualität in „Laudato si‘“; interreligiöse Perspektiven einer „Ökotheologie“; Tierethik; Postwachstumsgesellschaft und Handlungsmodelle für eine postfossile Gesellschaft; Bioökonomie und Ethik der Innovation; nachhaltige Konsum- und Lebensstile in liberalen Gesellschaften, Bildung für Nachhaltigkeit; „transformative Wissenschaft“; Fridays4Future aus sozialethischer Sicht; Kontroversen um die deutsche Energiewende.