Da sich der im Deutschen und Englischen übliche Begriff »Comic« vom gleichlautenden englischen Adjektiv ableitet wurde das Medium lange Zeit pejorativ mit lustigen Bildergeschichten für Kinder und Analphabeten gleichgesetzt. Seit den 1980er Jahren versuchen die Verlage durch den Neologismus »graphic novel« Comics in Buchform zu lancieren, die sich durch komplexe Erzählweisen und anspruchsvolle Themen dezidiert an ein erwachsenes Publikum richten, und das Medium als Produkt der Hochkultur zu adeln. Doch durch den Rückbezug auf den englischen Ausdruck »novel« wird wieder ein literarischer Maßstab angelegt, der dem Medium fremd ist, nämlich der des Romans. Die skandinavischen Sprachen benennen das Medium sehr viel passender mit den Begriffen »tecknad serie« (Schwedisch) oder »tegneserie« (Dänisch, Norwegisch), also als gezeichnete Serie von Bildern. Und tatsächlich lässt sich die narratologische Besonderheit des Comics als sequentielles Erzählen beschreiben.

Die Vorlesung führt in die Geschichte, die Ästhetik, die Erzählverfahren des Comics anhand von internationalen Comicklassikern ein und führt eine Reihe von close readings skandinavischer Comics durch, um Strategien der Comicanalyse vorzustellen.