Abgesehen von der vergleichenden Faschismus- und Totalitarismusforschung wurden der Aufstieg, die Machtübernahme und die Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus lange Zeit fast ausschließlich aus nationalstaatlicher Perspektive beleuchtet. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten sind die Austausch- und Verflechtungsprozesse des Nationalsozialismus mit anderen autoritären und faschistischen Bewegungen und Regimen, seine bewusste Emulation bzw. Abgrenzung von Liberalismus und Kommunismus sowie die transnationalen Bezüge seiner rassistischen, eugenischen und sozialpolitischen Konzepte und Praktiken auf verstärktes Interesse in der Forschung gestoßen.
Die Vorlesung möchte diese transnationale Dimension des Nationalsozialismus anhand ausgewählter Themenbereiche und Fallbeispiele sichtbar machen und ihr Potential für die Forschung ausleuchten. Dabei geht es nicht zuletzt auch um die Verbindungslinien und Kontinuitäten zur Zeit nach 1945, etwa in der Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs, der Erinnerungskultur oder im Rahmen der europäischen Integration. Es handelt sich dezidiert nicht um eine enzyklopädische und lückenlose Darstellung des Nationalsozialismus. Grundkenntnisse in der Geschichte der NS-Bewegung und des ,Dritten Reichs‘ sind daher von Vorteil.