Homers Großepen Ilias und Odyssee stehen nicht nur an den Anfängen der Geschichte der griechischen Literatur. Zugleich stellen diese inhaltlich komplexen und erzählerisch kunstfertigen Gesänge zu Stoffen aus dem troianischen Sagenkreis auch schon ihren ersten Höhepunkt dar. Die Bedeutung dieser beiden Epen nicht nur für die griechische Dichtung, sondern auch für die gesamte Literatur seit der Antike lässt sich kaum überschätzen.
Die Vorlesung erschließt überblickshaft Inhalt und Aufbau von Ilias und Odyssee; legt anhand ausgewählter Textpassagen ihre sprachliche Gestaltung, die dichterischen Techniken und die Art und Weise der Sinnerzeugung offen; und präsentiert am einzelnen Beispiel relevante Paradigmen der Forschung. Im Mittelpunkt steht als Leitmotiv das Agonale, das wir als zentralen Bestandteil der Vorstellungs- und Wertewelt Homers (und möglicherweise des antiken Griechenland überhaupt) in seinen verschiedenen Ausprägungen durch das Werk hindurch verfolgen wollen: Schließlich zeichnet den homerischen Helden ganz grundsätzlich aus, „immer der Beste sein und alle überragen“ zu wollen.