Im späten 19. Jahrhundert führt die kapitalistische und industrielle Verstädterung auch in Skandinavien zu umfassenden gesellschaftlichen Umwälzungen. Manche sehen die rasant wachsenden Städte dabei als den Gipfel des Fortschritts und als unverzichtbare Voraussetzung für individuelle Freiheit, für andere wiederum erscheinen sie als Inbegriff des Untergangs der zivilisierten Gesellschaft und des Individuums. Von dieser Spannung getragen werden ‚die Vielen‘ (multitude) zu dieser Zeit, ob als triebgesteuerte, indifferente Masse, als zivilisiertes, aufgeklärtes Volk oder als Konsumenten und Publikum, fast zwangsläufig zum omnipräsenten ästhetischen wie politischen Diskussions- und Diskursgegenstand.
Mit dem Fokus auf kanonische, aber auch unbekanntere literarische Texte stellt die Vorlesung verschiedene Fiktionen der Menschenmenge in der skandinavischen Literatur des späten 19. und frühen 20. Jahrhundert vor und gibt so zugleich einen Überblick über die Literatur jener Zeit.
Es werden keine Sprachkenntnisse vorausgesetzt, die Vorlesung ist für Studienanfänger und Fortgeschrittene geeignet.
Anmeldung unter: Patrick.Ledderose@lrz.uni-muenchen.de