Diese Vorlesung widmet sich den Raub-, Handels- und Siedlungsbewegungen von Skandinaviern vom ca. 8. bis zum 11. Jahrhundert, über einen geographischen Raum vom westlichen Nordatlantik bis nach Nordafrika und von Starja Ladoga bis ins Byzantinische Reich und darüber hinausreichend. Die Veranstaltung wird zunächst wichtige Eckpunkte der Geschichte der wikingischen Bewegungen behandeln, wie beispielsweise die ersten belegten Raubzüge in der Ostseeregion, auf den Britischen Inseln und im Frankenreich, der Etablierung des Danelag oder der Gründung Nowgorods und der Kiewer Rus, sowie der Besiedlung Islands oder Grönlands. Daneben werden aber auch andere, mentalitätsgeschichtliche Aspekte diskutiert, wie etwa die Rolle vorchristlicher Religionen des Nordens, der Wandel gesellschaftlicher Strukturen in den Heimatregionen, oder Geschlechterverhältnisse und soziale Stratifikation. Teilnehmende an der Vorlesung werden zudem mit einigen der wichtigsten textlichen und bildlichen Artefakte der Periode vertraut gemacht, wie ausgewählten Runeninschriften, Reiseberichten nicht-europäischer Beobachter, Münzfunden, Bildteppichen, sowie – in Auszügen – den Sagas der Isländer.
Inspiriert vom global turn ist das Ziel dieser Veranstaltung einerseits, eine Vernetzungsgeschichte des mittelalterlichen Nordens zu entwerfen; gleichzeitig jedoch sollen neben der Zirkulation von Personen, Gütern und Wissen auch die spezifischen, zum Teil auch einzigartigen, Verhältnisse in Nordeuropa aufgezeigt werden, die die später als Wikingerzüge bekannt gewordenen Bewegungen von seefahrenden Personen erst ermöglichten.
Anmeldung unter: Verena.Hoefig@lrz.uni-muenchen.de