Um vorherige Anmeldung per Mail wird gebeten: andreas.ammann@klassphil.uni-muenchen.de
In seiner Schrift Germania beschreibt der römische Historiker Tacitus (gest. ca. 120 n.Chr.) Lage, Sitten und Religion der Stämme des antiken Germaniens. Was zunächst nur als ein nüchterner ethnographischer Traktat erscheint, entpuppt sich bei genauer Lektüre auch als eine bissige Kritik des Autors an seiner eigenen Gesellschaft, welcher durch die Beschreibung einer von Macht und Luxus angeblich noch nicht korrumpierten Völkerschaft ein Spiegel vorgehalten werden soll.
Im Basisseminar werden wir dieses kurze, ungewöhnliche Werk durch gründliche Originallektüre gemeinsam erschließen und im Hinblick auf Sprache, Aufbau und mögliche Wirkungsabsicht analysieren. Überdies werden wir die Germania in der Tradition der römischen Ethnographie verorten; zu diesem Zweck sollen auch ethnographische Exkurse aus anderen Werken der römischen Literatur (der Britannienexkurs aus Tacitus‘ Agricola, Caesars Beschreibungen der Gallier sowie Curtius Rufus' Schilderung Indiens) vergeichend herangezogen werden. Schließlich wird auch die Wirkungsgeschichte der Germania von der Renaissance bis zum deutschen Nationalismus des frühen 20. Jh.s. thematisiert.