Unter dem Titel Roman de Renart werden die zwischen 1170 und 1250 entstandenen Episoden über den schlauen Fuchs Renart/Reinhart zusammengefasst, die in verschiedenen Sammelhandschriften überliefert und kollektiv tradiert worden sind. Bei dem in ‚Branches‘ (Zweige) eingeteilten Werk handelt es sich um eine Art Serie, die keine wirklich gesicherte Chronologie erlaubt. Mit ihren Akteuren – dem Fuchs, dem König Noble, dem Wolf Isengrin, dem Bären Brun, dem Hahn Chanteclerc usw. – parodieren die Episoden nicht zuletzt ernstere mittelalterliche Gattungen wie die Chanson de geste. Der Fuchs/Renart ist eine äußerst ambivalente Figur der Transgression: zwischen List, Schlauheit und Bosheit, weshalb ihm in einer der Geschichten auch der Prozess gemacht wird.
In der einführenden Lektüreübung wollen wir uns den zwischen 100 und 3500 Verse langen ‚Erzählsträngen‘ unter der Leitfrage nähern, wofür der Fuchs bzw. das Füchsische jeweils stehen mag. Zur Erklärung der teilweise fremd wirkenden Erzählungen bzw. ‚Narrative‘ sollen auch Argumente der neueren Human-Animal-Studies (Donna Haraway, Roland Borgards u.a.) herangezogen werden.
Kenntnisse des Altfranzösischen werden nicht vorausgesetzt, zumindest passive Kenntnisse des Neufranzösischen aber schon.