In der konventionellen Dreiteilung des europäischen Mittelalters in Früh-, Hoch- und Spätmittelalter beschreibt das hohe Mittelalter den Zeitraum von ca. 1050 bis 1250. Dieser traditionell als Kern des Mittelalters angesehene Zeitraum ist in den letzten Jahrzehnten wieder stark in die Aufmerksamkeit gerückt, auch in dem Sinne, dass viele sicher geglaubte wissenschaftliche Erkenntnisse neu hinterfragt und traditionelle Ansichten revidiert werden, bis hin zur Definition der Epoche(n) selbst. Die Vorlesung gibt eine Einführung in die Hauptaspekte des Hochmittelalters unter Einbeziehung dieser neuen Debatten. Im Einzelnen werden die folgenden Themenkomplexe behandelt, die den bemerkenswerten Aufbruch in allen Lebensbereichen, aber auch gegenläufige Tendenzen dokumentieren: Erfahrungshorizonte und Welterfassung; herrschaftliche Konsolidierung und Staatlichkeit; Religionen, kirchliche Strukturen (Orden), religiöse Devianz und Verfolgung, Kirchenreform und Papsttum; Bevölkerungswachstum, Ordnungsstrukturen wie das so genannte Lehnswesen; familiäre und personelle Bindungen; Rittertum, höfische Kultur und Lage der Frauen; Kreuzzüge; Verstädterung; Bildungsaufbruch und Universitätsgründungen; bildende Künste; technische Innovationen, wirtschaftliche Entfaltung, die so genannte „kommerzielle Revolution“ und der Aufbruch in weitere Welten. Außerdem soll die Frage der Situierung dieses Epochenabschnitts in neueren globalgeschichtlichen Forschungen diskutiert werden. Die Vorlesung vermittelt somit Überblickswissen und methodische Ansätze zu vielen Themengebieten, die insbesondere auch im Staatsexamen wichtig sind.