Die Vorlesung befasst sich mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen alternder Gesellschaften. Veränderungen in Geburtenraten und Lebenserwartung gibt es seit der frühen Moderne. Mit dem Übergang der geburtenstarken Jahrgänge der "Babyboomer" in den Ruhestand, haben sich jedoch die politischen Implikationen der demografischen Veränderungen verstärkt. Während wir heute, in den meisten entwickelten Industriestaaten, eine noch nie dagewesen hohe Lebenserwartung haben, haben sich die Geburtenraten auf einem tiefen Niveau stabilisiert. Parallel dazu ist jedoch auch die Multimorbidität am Lebensende gestiegen, nicht zuletzt auch wegen einer Zunahme von Demenzerkrankungen, die mit besonders intensiven Pflegeanforderungen verbunden sind.
Zusammen mit einer gestiegenen Müttererwerbstätigkeit, sind die Bedarfe nach unbezahlter Sorgearbeit gestiegen, was die Vereinbarkeit mit Erwerbstätigkeit innerhalb von Familien herausfordert. Auch Wohlfahrtsstaaten und politische Systeme sind haben Herausforderungen erfahren, etwa betreffend die Finanzierung von Rentensystemen, oder die Organisation von Pflege.
Gleichzeitig wird aber immer wieder gefordert, dass ältere Personen - inzwischen die Gruppe mit der höchsten Kaufkraft und den größten Zeitressourcen - besser in die Gesellschaft eingebunden werden sollten. Jenseits von normativen Aufforderungen zur Leistung eines zivilgesellschaftlichen Beitrags nach dem Übergang in die Rente, stellt sich die Frage, wie Personen bis an ihr Lebensende in einer sich schnell wandelnden und technologisierenden Umwelt integriert bleiben können, an politischen Prozessen und gesellschaftlichen Debatten teilhaben können, und welche Anstrengungen unternommen werden müssen, um Einsamkeit und Isolation im Alter zu vermeiden.
In dieser Vorlesung behandeln wir die Grundlagen und Entwicklungen dieser demografischen Trends, bevor wir die Herausforderungen für Individuen und Organisationen in verschiedenen Gesellschaftsbereichen (wie etwa Familien, Bildungssystemen, Arbeitsmärkten, Gesundheitssystemen, Zivilgesellschaft) betrachten. Abschließend werden die Herausforderungen und Projektionen kritisch diskutiert und im Lichte anderer globaler Megatrends wie transnationaler Migration und Digitalisierung / Automatisierung diskutiert. Der Blick in die hochaltrigen Gesellschaften in Ostasien ergänzt diesen letzten Teil.