Mit dem Überfall auf die Ukraine hat Russland sich brutal von (West)europa abgewendet und sucht seitdem demonstrativ die Nähe zur Volksrepublik China als Handels-, wenn nicht als Bündnispartner. Die „strategische Partnerschaft“ zwischen Moskau und Peking ist aber nicht nur älter als der Ukrainekrieg, sondern auch nur die bislang letzte in einer Reihe von russischen „Wenden“ nach Asien. Seit der Eroberung Sibiriens im 17. Jahrhundert hat es immer wieder Phasen in der russischen Wirtschafts- und Außenpolitik gegeben, die sich stärker nach - einem wie auch immer verstandenen - „Osten“ orientierten. Das konnte, wie unter Zar Peter I., durchaus mit einer ambitionierten Öffnung gegenüber Westeuropa einhergehen oder, wie in den ersten Jahren der Sowjetherrschaft, abgebrochene Westkontakte und Gebietsverluste kompensieren. Es ging um direkte militärische Expansion - wie nach dem Krimkrieg in Zentralasien - aber ebenso um indirekte Einflussnahme durch den Bau der transsibirischen Eisenbahn oder Bündnispolitik.
Welche Motive und Interessen standen hinter diesen „Wenden“, wer trieb die Umsetzung voran, welche Folgen und Erfolge lassen sich feststellen? Die Vorlesung schlägt einen Bogen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart und fragt sowohl nach Russlands Rolle als (Groß)macht im asiatisch-pazifischen Raum als auch nach dem Stellenwert der „asiatischen“ Peripherie innerhalb des Zarenreichs und der Sowjetunion. Sie bietet eine Einführung in die Geschichte Russlands von seiner asiatischen Peripherie.
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