
Die römische Liebeselegie
Die Gattung der ‚subjektiven römischen Liebeselegie‘ erreicht im Rom der augusteischen Zeit mit Tibull, Properz und Ovid ihren glanzvollen Höhepunkt. Während der subjektive Stil der Gedichte, in denen ein Ich über seine (meist leidvollen) Erfahrungen in der Liebe reflektiert, über Jahrhunderte hinweg Anlass zu biographistischen Deutungen gegeben hat, konzentriert sich die Forschung heute darauf, die Elegie als Dichtungsform wertzuschätzen, in der sich ein kunstvoller Wechsel zwischen der Inszenierung scheinbar individueller Empfindung und der Variation literarischer Konvention vollzieht. Dabei spielen die Gedichte nicht nur das Thema der Liebe auf verschiedenen Registern von Sprache und Stil durch, sondern nehmen auch politische und poetologische Diskurse auf. Im Seminar werden wir uns anhand ausgewählter Beispielen mit der Gattung vertraut machen, ihre Vorbilder und Nachwirkung kennenlernen und auf verschiedene literaturwissenschaftliche Ansätze zu ihrer Deutung eingehen.