Weltstadtkonzepte und (skandinavische) Literatur – Von der „Hauptstadt des Nordens: Kopenhagen“ über das „steinerne Berlin“ der 1920er Jahre und dessen Übertragung auf Reykjavík zum „Recht auf Stadt“ in Hamburg
- Welche Träume und Wirklichkeiten waren mit der Idee von Paris als ‚Hauptstadt der IXX Jahrhunderts‘ dort und anderswo verknüpft?
- Welche Linien lassen sich zwischen den glücklosen Theater-Impresarios in Hermann Bangs Stuk (1887) und der Renaissance des „Recht auf Stadt“-Diktums 2009 ziehen?
- In welchen Zusammenhängen wurde ab 1900 vom „rasenden Stillstand“ in den Metropolen gesprochen und unter welchen Vorzeichen wurden solche Konzepte auf Island aufgegriffen?
Diese und weitere Fragen wird das Seminar über urbane Räume und ihre Funktionen diskutieren. Ausgehend von einer Klärung der Begriffe „Metropole“, „Weltstadt“ und „global cities“ fokussiert es Urbanisierungsprozesse in ihrer Ambivalenz und Kontingenz und möchte den Blick dafür schärfen, wie unterschiedlich Literatur und andere Kunstformen zu verschiedenen Zeiten darauf reagiert haben. Das theoretische Instrumentarium des Seminars erstreckt sich von Konzepten einer politischen Geographie und kritischen Diskursgeschichte (Foucault, Pratt), Klassikern der Stadtsoziologie (Simmel, Lefebvre), Philosophien von Raum, Ort und Zeit (de Certeau), bis hin zu Schriften, die utopische Potentiale urbaner Räume ausloten (Benjamin, Bloch). Vielfältige ‚Stadttexte‘ werden dabei besprochen: Ein Schwerpunkt liegt auf den Klassikern skandinavischer Großstadtromane/-erzählungen des 19./20. Jahrhunderts in deutscher Übersetzung (Sigurðardóttir: „Von Sonntagsabend bis Montagfrüh“; Strindberg: Das rote Zimmer), ein anderer auf Texten des deutschen Exils. Behandelt werden Kollektivromane, Großstadtlyrik, Stadt(teil)filme und „Literarische Städtebilder“, sowie zeitgenössische Filme (Villeneuve: Blade Runner 2049; Boyle: T2 Trainspotting) und Texte (Hamad: Exit West) zur Gentrifizierungs- und Asylstadt-Thematik.