
Innerhalb der frühen skandinavischen Literatur zählen die Isländersagas zu den bekanntesten und literarisch wertvollsten Werken. Wenn auch am Rand Europas entstanden, zeichnet sich diese Gattung auch im Vergleich zur kontinentalen Literatur des Mittelalters durch ihren einzigartigen Prosa-Stil ebenso aus wie durch ihre starken und eindrücklich geschilderten Protagonisten.
In diesem Seminar wollen wir uns jedoch jenen zuwenden, die neben den schillernden Hauptfiguren zu verblassen drohen: den Nebenfiguren und Außenseitern. Am Rand der Sagagesellschaft leben umherziehende Händler, Bettler, Sklaven, Mägde und Knechte – aber auch Diebe, Meuchelmörder und Zauberer treiben ihr Unwesen. Neben der Frage nach der sozialen Stellung dieser Außenseiter bildet die erzähltechnische Gestaltung und Funktion der Nebenfiguren einen Schwerpunkt des Seminars.
So soll gleichermaßen ein Überblick über die Gattung der Isländersagas wie eine Einführung in die Erzähltheorie und ihre Einsatzmöglichkeiten für mittelalterliche Texte erarbeitet werden. Ein Drittel des Seminars ist den Recherche- und Studientechniken der älteren Abteilung gewidmet, die besprochen und eingeübt werden sollen.