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Das Zeitalter der Avantgarden. Ästhetische Positionen und künstlerische Formen in der tschechischen Literatur der Zwischenkriegszeit
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Termin & Ort
30.04.2019 16:00 - 18:00 (Merken)
Die Veranstaltung hat bereits stattgefunden. Eine Anmeldung ist nicht möglich

Die Avantgarde will nicht nur Vorhut sein, sondern sie ist radikal und absolut. Sie postuliert nichts Geringeres als die definitive Beendigung der bisherigen traditionellen Kunstformen oder, wie Karel Teige es ausdrückt, sie führt „zur regulären Liquidierung der bisherigen künstlerischen Abarten“. Sie entwirft mit ihren zahlreichen ästhetisch-poetologischen Manifesten und intermedialen Werken – sozusagen als Kunst nach dem Ende der Kunst – völlig neue und revolutionäre Kunstformen. Im Zentrum der Vorlesung stehen diese neuen, revolutionären Literatur- und Kunstformen wie sie sich in der tschechischen Avantgarde der Zwischenkriegszeit finden lassen (1918-1938). Diese Kunstformen reichen vom Proletkult über den Konstruktivismus, Poetismus und Artifizialismus bis hin zum Surrealismus.

Zunächst werden einführend die ästhetischen Grundlagen und Manifestationen der europäischen Avantgarde der 10er und 20er Jahre des 20. Jahrhunderts vorgestellt und ein Überblick zur Avantgardeforschung gegeben. Im Anschluss daran sollen die programmatischen Texte der tschechischen Avantgardeströmungen der 1920er und 1930er Jahre ausführlich behandelt werden. Themen sind u.a.: Formen einer neuen proletarischen Kunst und Literatur, Devetsil, Proletkult und Amerikanismus, Konstruktivismus und die neue Ästhetik des Poetismus, Poesie für alle Sinne, Artifizialismus und neue Bildästhetik sowie die Manifestationen des Surrealismus. Ausführlicher sollen insbesondere die neuen revolutionären Kunst- und Literaturformen des tschechischen Surrealismus und Poetismus in den Blick genommen werden, der als ein originärer Beitrag der tschechischen zur europäischen Avantgarde angesehen wird. Die poetistischen und surrealistischen Kunstkonzepte erweitern den Begriff des Kunstwerks und führen zu neuen, meist intermedialen Kunstformen, wie z.B. Bild- und Filmgedichten, Typo-Collagen oder Radioszenarien. Es gibt Gemeinsamkeiten, aber auch Divergenzen zwischen Poetismus und Surrealismus. Der Poetismus geht von einer konstruktivistischen Grundlage aus und entwirft die sogenannte Poesie für alle Sinne. Ganz anders gelagert ist der Surrealismus. Hier stehen Verfahrensweisen im Mittelpunkt, die das Irrationale betonen und als direkte oder indirekte Präsentationen psychischer Grenzüberschreitungen des Bewusstseins entwickelt wurden.