
Die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ist aufgrund der massiven politischen Katastrophen und gesellschaftlichen Umwälzungen von großen Verlusten geprägt. Sie betreffen nicht nur reale Menschen und ihre Biografien, sondern auch die kollektive Erinnerung. So beruht die Vorstellung, man könne diese Musikgeschichte noch als eine kanonische Folge "großer Namen" und "Meisterwerke" (wie im 19. Jahrhundert) schreiben, auf einer Verzerrung, die immer wieder der Korrektur bedarf. Die Vorlesung widmet sich in kaleidoskopischer Weise Namen, Strömungen und Werken, die von der Historiographie und den Konzert- bzw. Opernhäusern aus den unterschiedlichsten Gründen vernachlässigt oder ignoriert worden sind. Damit knüpft die Vorlesung auch thematisch an das Thema des künstlerischen Exils an, das ich vor einigen Semestern behandelt habe.