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Romantik und Postmoderne
Studieren Probieren • Germanistik
Termin & Ort
24.04.2018 12:15 - 13:45 (Merken)
Die Veranstaltung hat bereits stattgefunden. Eine Anmeldung ist nicht möglich

Der vergleichende Blick auf Romantik und Postmoderne mag zunächst wie eine willkürliche Zusammenstellung zweier Epochen der deutschen Literaturgeschichte erscheinen. Legt man aber eine systematische Perspektive zugrunde, lassen sich erstaunliche Gemeinsamkeiten erkennen:

Literarische Texte beider Epochen verlassen die überlieferten erzählerischen Möglichkeiten zugunsten einer Pluralität der Darstellung. Sie brechen narrative Kontinuität, erzählerische Zuverlässigkeit, realistische Darstellungskonventionen und ästhetische Sprachgestaltung zugunsten einer Vervielfältigung der Formen und Funktionen von Literatur. Die Texte zeichnen sich dazu durch einen Gestus der Ironie aus. Diese unterläuft Darstellungs- und Gattungskonventionen ebenso wie Lesererwartungen; sie depotenziert die normativen Ansprüche der Überlieferung und die erzieherischen Postulate einer älteren Ästhetik. Aussagen früherer Texte werden durch ironische Zitation negiert; über die Verständigung auf den Modus der Ironie ist jedoch auch die Möglichkeit gegeben, im ironischen Sprechen ernstgemeinte Aussagen zu treffen.

Darüber hinaus erweisen sich Texte der Romantik und der Postmoderne als ‚theorie-informiert‘. Für die Romantik sind dazu etwa E.T.A. Hoffmanns „Lebens-Ansichten des Katers Murr“ oder Ludwig Tiecks „Die verkehrte Welt“ anzuführen, die die fiktionale Darstellung und den Rezeptionsakt derselben in die eigene Handlung integrieren. In der Postmoderne greifen Italo Calvinos „Se una notte d’inverno un viaggiatore“, Umberto Ecos „Il nome della rosa“, Christoph Ransmayrs „Die letzte Welt“, Adolf Muschgs „Der Rote Ritter“ oder Patricia Dunckers „Hallucinating Foucault“ hermeneutische, rezeptionsästhetische, strukturalistische, semiotische oder poststrukturalistische Theoriekonzepte auf. Was aber passiert mit Theorie, wenn sie in Literatur rezipiert wird?