
Seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts bildet sich eine neue 'Ordnung der Geschlechter' heraus. Die Geschlechter werden polarisiert und in einer völlig neuen Weise definiert. Männer und Frauen bekommen dabei nicht nur neue Rollen und Verhaltensweisen, sondern auch neue Körperkonzepte zugewiesen. Um 1800 besteht daher eine tief reichende Unsicherheit, was 'männlich' und 'weiblich' eigentlich sei. Erst im 19. Jahrhundert konsolidieren sich die Geschlechterkonzepte wieder in einer für die Frauen sehr restriktiven Weise. Um 1900 kommt es zu einer neuerlichen Krise, zu der nicht nur die Bestrebungen der Frauenbewegung beitragen, sondern auch veränderte wissenschaftliche Ansätze. Die Vorlesung setzt auf der Basis neuerer Gender-Theorien der Gegenwart Schwerpunkte in der Zeit um 1800 und um 1900. Gerade aus der Perspektive gegenwärtiger Debatten lohnt sich der Rückblick in ihre Genese. Dabei sollen nicht nur die Literatur, sondern auch andere Diskursbereiche einbezogen werden.