
Was Lyrik sei, ist nicht leicht zu definieren. Ein möglicher Ansatz geht von der medialen Gestalt von Lyrik aus, also von den materiellen Erscheinungseisen der Texte: 'Lyrics' sind etwa im Englischen die Worte eines Liedes, also ein Text zum singenden Vortrag. Ein 'Epigramm' ist hingegen im Griechischen eine in Stein gemeißelte Inschrift. Verschiedener als Gesang und Inschrift (oder: Partitur und Artefakt) könnten die medialen Formen solcher kürzerer Verstexte kaum sein. Und dennoch konvergieren die Texte im Laufe der Geschichte zu einer vage als Einheit verstandenen Textklasse, die ab dem 16. Jahrhundert auch theoretisch behandelt wird. Die Vorlesung zeichnet die wechselnden medialen Umgebungen von Lyrik am Beispiel der italienischen Dichtung von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert nach und reflektiert dabei auch über je historische theoretische Perspektivierungen von Lyrik in medialer Hinsicht.